Wir hatten uns gegen den großen Meisterschaftsfavoriten viel vorgenommen. Nachdem wir unter der Woche viel an unserem neuen Spielsystem und an der taktischen Grundordnung gearbeitet hatten, waren wir optimistisch, dass wir zumindest mithalten können. Leider musste ich mich eines Besseren belehren lassen. Ein Großteil der Mannschaft hat offensichtlich noch nicht begriffen, was es heißt, einen Mannschaftssport zu betreiben. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir auch als Mannschaft auftreten. Wenn man sich nicht gegenseitig hilft, und dann immer nur die Schuld für Fehler bei den anderen sucht, werden wir nicht weiter kommen. Es kann auch nicht jeder auf seiner Lieblingsposition spielen, da es eben 9 Positionen zu besetzten gibt, und wir nicht mit 9 Stürmern spielen können. Das nächste große Manko ist, dass wir ein Spiel sofort aufgeben, wenn wir mal ein Gegentor bekommen haben, auch wenn dieses noch eine Stunde geht. Dies ist einfach eine Kopf- und Willenssache.
Nun zum Spiel selbst. Die ersten paar Minuten brauchten wir, um ins Spiel zu kommen. So konnte sich Maureen schon in der 4. Minute auszeichnen, und eine Direktabnahme nach Flanke parieren. In der 8. war sie allerdings machtlos, als unserer Abwehr ein Ballverlust unterlief, und der Gegner relativ frei vor ihr auftauchte, und zum 1:0 einschob. Inzwischen waren wir aber im Spiel, und konnten selbst Torchancen herausspielen. Unsere Torjägerin Nina zielte knapp drüber(9.). In dieser Phase hatten wir mehr vom Spiel, waren aber nicht zwingend genug. Die SGM konnte immer wieder Nadelstiche setzen, und war jederzeit gefährlich. So konnte sich Torspielerin mehrmals mit tollen Paraden auszeichnen. Leider unterliefen uns im Spielaufbau immer wieder Fehlpässe, welche es der SGM leicht machte, vor unser Tor zu kommen. So auch in der 14. Minute, als ein Weitschuss nach Fehlpass unhaltbar im rechten oberen Eck zum 2:0 einschlug. Noch hatten wir nicht aufgegeben, und Ana war es dann schließlich, die beherzt nachsetzte, der Torspielerin den Ball abjagte, und zum 2:1 Anschlusstreffer einschob(24.). Allerdings dauerte es nur eine Minute, bis die SGM den alten Abstand wieder herstellte. Einen Befreiungsschlag fälschte eine Stürmerin so unglücklich ab, dass dieser als Bogenlampe in unserem Tor landete(25.). Drei Minuten später hinderten wir den Gegner zum widerholten Male nicht am Schuss, und dieser fand seinen Weg zum 4:1 ins Tor(28.). Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon lange unsere Ordnung über Bord geworfen, und alle irrten irgendwo auf dem Platz herum. Die Abstände zwischen den Reihen stimmten nicht mehr, und die Abwehr erfuhr keinerlei Hilfe mehr von den anderen Mannschaftsteilen. So ging es dann in die Pause.
Nach einer heftigen Ansprache wollten wir in der zweiten Hälfte wenigstens noch ein halbwegs anständiges Ergebnis erzielen. Anfangs spielten wir ordentlich mit, und hielten uns an die Vorgaben. Allerdings gelang uns nach vorne nicht viel. Dies lag auch daran, dass die SGM cleverer war, und alle Angriffe im Keim erstickte. Gelang es ihnen einmal nicht unsere Angriffe mit regulären Mitteln zu unterbinden, so geschah dies immer mit einem taktischen Foul. Dies ist zwar nicht schön, aber äußerst effektiv und clever. In dieser Beziehung müssen wir noch viel lernen. 10 Minuten dauerte es in der zweiten Hälfte, bis uns wieder ein unnötiger Ballverlust unterlief, welcher die SGM gnadenlos mit dem 5:1 bestrafte. Den nächsten Weitschuss setzten sie knapp links daneben(47.). In der 50. Minute endlich mal wieder ein gelungener Angriff unserer Offensive. Einen schönen Pass von Kapitän Lisa nahm Ilay auf, scheiterte aber an der guten Torspielerin. Als wir dann in der 56. Minute ein sehr kurioses Tor zum 6:1 hinnehmen mussten, war unser Widerstand vollends gebrochen. Eine flache Hereingabe fast von der Torauslinie fand seinen Weg ins lange Eck. Wenn es einem läuft, gelingen halt auch die unmöglichen Sachen. In der Folge erhöhte die SGM mühelos auf 8:1(59. und 64.). Bei einem unserer wenigen Gegenangriffe wurde Nina mal wieder gefoult. Den fälligen Freistoß verwandelte sie selbst direkt zum 8:2. Ein sehenswerter Treffer. Bis zum Abpfiff mussten wir noch mehrere brenzlige Situationen überstehen. Einmal rettete Maureen per Glanzparade nach einem Weitschuss, und zwei Mal half uns der Querbalken, so dass es schließlich beim 8:2 für die SGM Wendlingen/Ötlingen blieb.
Diese verdiente Niederlage haben wir uns selber zuzuschreiben. Mit etwas mehr taktischer Disziplin, mehr Selbstvertrauen in die eigenen Stärke, und mehr Cleverness, hätte man durchaus ein besseres Ergebnis erzielen können. Was mich am meisten enttäuscht, sind die Reaktionen der Spielerinnen nach dem Spiel und in der Kabine. Wenn man nach einem schlechten Spiel alles in Frage stellt, dann stimmt einfach etwas nicht. Wir haben zwar verdient verloren, aber wir sind lange nicht so schlecht, wie es das nackte Ergebnis aussagt. Schuldzuweisungen untereinander und gegen sich selbst sind einfach fehl am Platze. Vielmehr sollte es so sein, dass man sich Gedanken darüber macht, was schief gelaufen ist, und was man in Zukunft verbessern kann. Wir verlieren zusammen, und wir gewinnen zusammen. Da nehme ich auch uns Trainer nicht aus. Auch wir machen Fehler, und sind genauso Schuld an unseren Niederlagen wie alle anderen. So, jetzt genug davon, Kopf hoch, Mund abputzen, und weiter gehts. SW
Für den VfB Neuffen am Ball waren: Maureen Trauth, Lisa Jirikovsky, Nina Jansen(1), Marisa Kolb, Alina Braunholz, Sina Oswald, Claudia Goller, Anastasia Sawidis(1), Ilay Aydogan, Lucie Jansen, Vanessa Leibfritz, Caroline Hoffschult